Am
Sonntag, dem 1. Juni 2014, wurde eine neue Ausstellung in der
Evangelischen Kirche Osterath eröffnet: „re|formation“ – wort | beruf |
konflikt“, Installationen des Künstlers und Theologieprofessors Günter Thomas.
Dazu
sollte man wissen: Mit zehn Themenjahren – auch: Lutherdekade genannt – wird
der Weg zum Reformationsjubiläum 2017 gestaltet, das Motto des Jahres 2014
heißt „Reformation und Politik“. Dies künstlerisch aufzuarbeiten, ist eine
gewaltige Aufgabe, die die Evangelische Kirchengemeinde Osterath mit Spannung
und Vorfreude Günter Thomas übertragen hat. Er zeigte hier bereits im Jahr 2011
eine außergewöhnliche Ausstellung. Bemerkenswert: Die aktuelle Ausstellung ist
komplett für die Osterather Kirche geschaffen. Keine leichte Kost, die man im
Vorbeigehen verstehen könnte; man muss sich einfinden.
Der
Professor für Theologie an der Ruhr-Universität Bochum, zweifach promoviert,
ist dazu ausgebildeter Tischler und seit langem künstlerisch aktiv. Seine
Installation im Kirchraum, die aus drei Teilen besteht, erläutert er so:
Das
erste Element, in der Apsis, ist dem Themenkomplex Schrift – Druck – Bildung –
Hausfrömmigkeit gewidmet: Eine Fahne aus 25 einzelnen, aneinandergefügten bedruckten Papierbögen, die
durch eine Behandlung mit Öl durchsichtig geworden sind und deren
doppelseitiger Text nurmehr als Struktur – der Künstler sagt: „Erinnerungsspur“
– wahrnehmbar ist; davor ein gedeckter (Küchen-)Tisch, der, ohne Stühle in
die Apsis gestellt, wie ein Altar wirkt. Auf den Tellern liegen
Bleilettern, symbolisch für den Buchdruck, der zur Zeit Luthers gerade zu
blühen begann; darüber hinaus deuten sie auf die Verbreitung von evangelischem
Schrifttum, also auf die Vermittlung von Bildung und Emanzipation. Was jetzt
fast verklärend klingt, ist nur die eine Seite; die andere beinhaltet Anklänge
kritischer Distanz, werden einem hier doch unverdauliche schwere Brocken
vorgesetzt, zu „fressen“ gegeben.
Das
zweite Installations-Element bezieht sich auf Luthers Ausdruck
„Priestertum aller Gläubigen“ (bzw. Getauften). Günter Thomas zeigt hier im
Bedeutungszusammenhang Beruf – Kultur einige Gegenstände, die auf bestimmte
Berufe hinweisen, so eine Arbeitstasche, eine Auswahl Werkzeug, eine Arzttasche, Teile von Musikinstrumenten. Sie alle hängen „vergoldet“ (also: mit Goldfarbe
bemalt) an der Wand, überdies vereint in einen riesigen Holzrahmen – und
erfahren so eine deutlich sichtbare Aufwertung mit dem Leitmotiv der Berufung,
die sich, vor allem durch Luther initiiert, plötzlich auf gleicher Höhe mit der
geistlichen befindet: Das Praktisch-Alltägliche und damit der Mensch
in seinem Lebenszusammenhang hat damit neue, wichtige Bedeutung
gewonnen.
Das dritte Element der Installation ist eine vorwiegend in Rottönen übermalte Schullandkarte als Hinweis auf die bitteren politischen Auseinandersetzungen und Neuordnungen, die sich durch die Reformation ergaben. Der Künstler: „Die Reformation hat neben einem landesherrlichem Kirchenregiment auch (in der reformierten Traditionslinie) Demokratie befördert, aber zunächst auch enorme religionspolitische Konflikte befeuert.“ Kleinere Einsprengsel aus blauer Farbe dienen als Hinweis, dass es eben auch um Glaubensinhalte, um „Göttliches“ ging, wie Günter Thomas erläutert. Durch das Blutvergießen des 30-jährigen Krieges geht das weitgehend unter – weil jeder Krieg Untergang bedeutet. Im Raum steht die Frage nach dem Verhältnis zwischen Religion und Gewalt.
© Marlies Blauth (Text), © Andreas Blauth (Fotos)
Das dritte Element der Installation ist eine vorwiegend in Rottönen übermalte Schullandkarte als Hinweis auf die bitteren politischen Auseinandersetzungen und Neuordnungen, die sich durch die Reformation ergaben. Der Künstler: „Die Reformation hat neben einem landesherrlichem Kirchenregiment auch (in der reformierten Traditionslinie) Demokratie befördert, aber zunächst auch enorme religionspolitische Konflikte befeuert.“ Kleinere Einsprengsel aus blauer Farbe dienen als Hinweis, dass es eben auch um Glaubensinhalte, um „Göttliches“ ging, wie Günter Thomas erläutert. Durch das Blutvergießen des 30-jährigen Krieges geht das weitgehend unter – weil jeder Krieg Untergang bedeutet. Im Raum steht die Frage nach dem Verhältnis zwischen Religion und Gewalt.
© Marlies Blauth (Text), © Andreas Blauth (Fotos)
Ausstellungsdauer:
bis zum 10.8.2014
Geöffnet ist die Ausstellung werktags 9 – 12 Uhr und nach Vereinbarung unter 02159 50442.