Freitag, 16. August 2024

Mittwoch, 19. Juni 2024

Florica Marian | Laubblatt-Variationen – Vortrag von Marlies Blauth

 




Blick in den Kirchraum


Zur Vernissage am 16. Juni 2024

 

Liebe Gäste, ich freue mich über Ihr Kommen und Ihr Interesse. Heute zeigen wir erstmalig Arbeiten einer Künstlerin aus der Schweiz, von Florica Marian aus Genf, die wir herzlich begrüßen!

 

Laubblatt-Variationen:

Da denkt man doch sofort an die Farbe Grün.

Es ist noch nicht lange her: Im Mai – oder mittlerweile schon im April – „grünt es“ in der Natur. Wir kennen die Sehnsucht danach, wenn es im Winter weitgehend farblos zugeht. Sogar in einem Weihnachtslied heißt es O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter.

Ansonsten sind es vor allem die Mailieder, die sich mit Blätterwerk und Grün befassen:

Der Mai ist gekommen
die Bäume schlagen aus

Komm, lieber Mai, und mache
die Bäume wieder grün

Grün ist auch die Farbe, die im Kirchenjahr gerade als liturgische Farbe an der Reihe ist. Die Zeit ohne Feiertage jetzt – die Trinitatiszeit, ab dem ersten Sonntag nach Pfingsten – „ist“ grün. Grün als Farbe der Ruhe, der Harmonie, des Wachstums, der Hoffnung.

Florica Marian zitiert – es passt gut in diesen Zusammenhang – ihre Mutter. Sie hat in ihrer letzten Lebensphase gesagt: Man muss die Hoffnung in die Zukunft tragen.

Was für eine schöne und aktuelle Formulierung bezogen auf die Farbe Grün!

Wer draußen in der Natur ist, sollte sich die verschiedenen Grün-Nuancen einmal ansehen: Es gibt unendlich viele Grüntöne.

Ein leuchtendes, fast neonartiges Grün sehen wir in der Apsis. Da ist eine byzantinische Kreuzform ornamental mit pflanzlichen Elementen verwoben, die Hoffnung des Irdisch-Lebendigen mit der Hoffnung des Kreuzes, namentlich des Auferstehungsgedankens.

Interessanterweise sind pflanzliche Ornamente konfessionsübergreifend in Kunst und Architektur zu finden, ja, sogar religionsübergreifend. Florica Marian hat sich unter anderem mit Symbolen auf Kapitellen – also dem oberen Abschluss steinerner Säulen – beschäftigt. Hier ist aus der Kombination Kreuz und Pflanzen fast so etwas wie ein Kleeblatt entstanden.

Das dreiblättrige Kleeblatt deutet auf die Dreieinigkeit (= Trinitatis, wie vorhin erwähnt), wir kennen es aus Irland; das vierblättrige ist ein Symbol des Glücks. Laut einer Legende soll Eva es als Erinnerung an das Paradies mitgenommen und aufbewahrt haben.

Nicht alle Blätter sind bekanntlich grün. Es gibt auch welche, die rötlich sind oder ins Violette oder Bläuliche gehen, zum Beispiel die Blätter der Blutbuche. Dann ist das Chlorophyll, der grüne Farbstoff – dem wir übrigens die Verarbeitung von CO2 verdanken –, überdeckt von Anthocyanen, Farbstoffen, die im übrigen gesund sein sollen, wenn es sich um essbare Blätter handelt: Jeder kennt den Rotkohl!

Und dass Blätter nicht immer grün sind, erfahren wir natürlich im Herbst. Und schon im Sommer, denn auch wenn unsere Ausstellung vor allem die Laubblätter in den Fokus nimmt, sollten wir die Blütenblätter nicht ganz vergessen. (Im Saal nebenan sind beispielsweise Mohn- und Tulpenblüten zu sehen).

Die Bilder hier besitzen die reichhaltige Farbpalette des Sommers. Diese temperamentvolle Farbigkeit lieben wir alle, deswegen schenken wir uns Blumen und packen Geschenke in buntes Papier. Sogar die Kleidung ist im Sommer besonders farbenfroh – überhaupt das Wort „farbenfroh“ … Es ist, als ob die Blatt-Variationen von Florica Marian die Farben des Sommers reflektieren – und uns froh vor Augen führen.

Aber, wie gesagt, mit „bunten Blättern“ deutet sich auch schon der Herbst an.

Man muss die Hoffnung in die Zukunft tragen – darin sind verschiedene Zeitebenen enthalten. Hoffnung bezieht sich von vornherein auf die Zukunft, aber ich fasse das Zitat so auf, dass man immer wieder neu Hoffnung schöpfen soll.

Wenn im Frühling die Natur aufkeimt und so langsam Farbe annimmt, ist darin schon die Hoffnung auf die Lebhaftigkeit des Sommers und die Erntezeit im Spätsommer und Herbst enthalten.

Und: Schöpfen … Ja, wir alle sind schöpferisch tätig, haben Ideen, setzen sie in die Praxis um. (Das unterscheidet uns übrigens von der Künstlichen Intelligenz: Wir haben „Eingebungen“, oft spontan, einfach-so, ohne dass sie logisch sein müssen).

Künstlerinnen und Künstler haben ihre besonderen Ideen und lassen sie „materiell werden“; permanent. So versteht man auch, wie die Serie „365 Tage“ von Florica Marian entstanden ist – aus diesem Zyklus sind hier einige Arbeiten zu sehen. „Ein Bild als Hommage an jeden Tag, an die Schöpfung, an die Schönheit, die Farbe, die Malerei. Tag und Bild klingen nach“, sagt die Künstlerin dazu; sie macht gewissermaßen Zeit sichtbar, sie schöpft aus der Zeit, mit der Zeit, und „hält sie fest“, damit sie nicht im Irgendwo verklingt.

Um die Gestalt eines Blattes botanisch korrekt zu beschreiben, gibt es eine Menge Adjektive: eiförmig, herzförmig, pfeilförmig, nadelförmig oder rund – parallelnervig, netznervig, ganzrandig, gesägt, gestielt und gefiedert. Auch wer sich in der Botanik wenig auskennt, unterscheidet Pflanzen intuitiv anhand ihrer Blätter: Feldsalat sieht anders aus als Weißkohl, eine Kastanie hat ihr typisches Blattwerk, das wohl niemand mit dem einer Birke verwechselt.

Florica Marian hat vor allem die Blätter von Bananenpflanzen gezeichnet und gemalt – im Botanischen Garten auf der Insel Brissago im Tessin. Sie sind von beeindruckender Größe, bis zu 1,80 m groß, außerdem auf vielfache Weise verwendbar: zum Kochen, Servieren und Verpacken von Lebensmitteln; im religiös-zeremoniellen Kontext; als Baumaterial und bei der Papier- und Zwirnherstellung. Und sie spenden Schatten wie ein natürlicher Sonnenschirm – ganz ohne Plastikmüll.

Ein zweites Blatt, völlig anders gestaltet, sehen Sie rechts von der Apsis: Ginkgo. Eine uralte Baumart, die während der Eiszeit in Europa ausstarb und nur in Fernost überlebte – und dann, um 1700, vermutlich durch holländische Händler, wieder nach Europa zurückgelangte. Schon damals galt der Ginkgo als „Weltbaum“, der Ost und West verbindet, und die Menschen waren und sind voller Respekt vor seiner Widerstandskraft, die sich sogar nach der Katastrophe von Hiroshima gezeigt hat, als ein Ginkgobaum in völlig zerstörter und verstrahlter Umgebung frische, grüne Triebe ausbildete. Vermutlich ist das überhaupt das unglaublichste und heftigste Hoffnungsbild.

Man verbindet mit dem Ginkgo auch vielfache medizinische Wirkungen, ein Teilhaben an seinen Kräften sozusagen. Er ist angeblich die am meisten verwendete Heilpflanze der Welt.

Wenn wir die so vielfältig verwendbaren Blätter von Bananenstaude und Ginkgobaum hier sehen, so ist das auch wieder eine Hommage an die Schöpfung. Vieles von ihrer Vielfalt, ihrem Energiereichtum und auch ihrer Rätselhaftigkeit kennen wir gar nicht oder jedenfalls nicht mehr, denn unsere Naturverbundenheit ist nicht gerade gut ausgeprägt. Schade, wir könnten hier und da sicher dem Klimawandel entgegentreten, wenn wir mehr wüssten.


Dass eine Künstlerin aus dem Ausland unser Projekt bereichert, freut uns sehr.

Florica Marian stammt aus Genf und studierte Ethnologie und Kunst an der Kunsthochschule in Genf, außerdem Kunst an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien (bei Maria Lassnig). Sie ist auch promovierte Kunsttherapeutin.

Begeistert von Botanik und Heilpflanzen, beobachtete sie als Zeichnerin das Wachsen, Blühen und Welken der Pflanzen in botanischen Gärten und in den Alpen.

Ein paar dieser sensiblen Zeichnungen kann man im Saal neben dem Kirchraum sehen.

Die Liste ihrer Ausstellungen ist lang, neben einigen Galerieausstellungen sind vor allem ihre Ausstellungen in der Andreaskirche Zürich und im Krematorium der Stadt Zürich zu nennen. Aufgewachsen mit dem Bilderreichtum der orthodoxen Kirche, fühlt sie sich, wie sie berichtet, mit einer Ausstellung an christlich-spirituellen Orten am wohlsten.

Mit Kunst in der Apsis versuchen wir, einen solchen Ort immer wieder aufs Neue besonders zu machen.

Vielen Dank!


Marlies Blauth

 

 



Blick in den Saal





 

 

 

 

 

 


Freitag, 26. April 2024

Donnerstag, 18. April 2024

Predigt vom 14.4.2024 *Maria*

 



Blick in die Ausstellung



Predigt zum Ausstellungsbeginn „Maria – in mir“ *

 


Liebe Gemeinde,


Maria, die Mutter Jesu, ist die Frau aus der Bibel, über die am meisten in Kirche und Kultur nachgedacht wurde und wird. Es gibt zahlreiche Darstellungen von ihr in Kunst, Musik und Literatur: Im Gotteslob, dem katholischen Gesangbuch, gibt es eine Vielzahl von Liedern und Gebeten, die das Frauenbild in Kirche und Gesellschaft sehr tiefgehend geprägt haben.

Wie wurde Maria, die Mutter Jesu beschrieben? Zum einen als die sehr junge Frau, die sehr demütig Gottes Willen erfüllt. Es scheint, als habe sie keinen eigenen Willen, keine eigenen Wünsche oder nur den einen, all das zu tun, was ihr aufgetragen wurde. So wurde sie – und wird sie auch heute noch in bestimmten Kreisen – uns Frauen als Vorbild hingestellt. So soll die fromme Frau sein: bedingungslos Gottes Willen – und dem der Kirche – gehorchen, nicht widersprechen, nichts in Frage stellen.

Maria, die junge Frau, von der in unserem Text im Lukasevangelium Kapitel 1, Vers 26 – 56, erzählt wird, ist anders. Sie widerspricht allen gängigen Marienbildern. Sie zeigt sich nicht als Frau, die nicht fragt. Hier ist nur wenig von der Maria zu sehen, die die Tradition jahrhundertelang aus ihr gemacht hat. Zugegeben, wir müssen genauer hinsehen.

Als der Engel sie grüßt, ist ihre erste Reaktion schon zurückhaltend und fragend: „Was hat das zu bedeuten?“ (Vers 29) Und die Ankündigung, dass sie ein Kind bekommt, das Gottes Kind sein wird, löst konkrete Fragen aus:  „Wie soll das geschehen?“, fragt Maria den Engel. „Ich habe ja noch nie mit einem Mann geschlafen.“ (Vers 34) Ihre abschließende Reaktion ist dann so, wie es unserem Bild von Maria entspricht: (Vers 38) „Ich will mich dem Herrn ganz zur Verfügung stellen“, antwortet Maria, „Alles soll so geschehen, wie du es mir gesagt hast.“ Auf die Brisanz und das Besondere dieser Ankündigung komme ich später zurück.


Folgen wir der Frage „Maria – wer bist du?“

Sie ist zum einen eine junge Frau, die am Anfang steht. Sie ist verlobt und wird bald heiraten. Meine Frage an diese Maria wäre: „Wovon träumtest du, Maria, im Frühling deines jungen Lebens? Träumst du wie alle jungen Mädchen, von Liebe und Glück, das Gott dir geben könnte? Von einem besseren Leben, von einer helleren Zukunft, wolltest du aus der möglichen Enge deines Elternhauses heraus? Warst du sehr verliebt in Josef und dachtest an ihn, als der Engel, der Bote Gottes vor dir stand? Träumtest du, als du die Botschaft bekamst?“ Dann diese spontane Entscheidung. Du bittest nicht um Aufschub der Antwort von drei Tagen, wie wir es oft in Märchen lesen. Nein, deine Antwort folgt sogleich: „Ich bin bereit! Gott kann auf mich bauen!"

Was haben deine Eltern gesagt, als du es ihnen mitteiltest? Vielleicht „jugendlicher Wagemut" oder „Leichtsinn". Beides liegt nah beieinander. Mit dem Alter hat uns das Leben vorsichtiger gemacht. Wir sind nicht mehr leichtsinnig – und auch weniger wagemutig. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt" sagt ein Sprichwort; „der verliert auch nicht" fügen wir hinzu. Wir haben vielleicht etwas Wesentliches verloren: unseren Traum oder unsere Träume und damit die Chance, etwas Neues zu erreichen.

Wäre es nicht schön, wenn auch wir es wieder wagen zu träumen, wie Maria, und uns dann vertrauensvoll in Gottes Hand legen?

 

Und daraus ergibt sich Maria, die Vertrauende:

Über die Rolle Marias in der Heilsgeschichte ist viel geschrieben und gestritten worden. Ist sie eine „Gottesgebärerin“, so fragten sie zum Beispiel im 3.Jh.n.Chr. Himmelskönigin wird sie auch genannt.

Egal, wie sie genannt wurde, eines gilt für alle: Gott ist Mensch geworden durch Maria, durch das Ja eines Menschen. Sie hat einen menschlichen Beitrag geleistet.

Und dazu brauchte sie sehr viel Mut. Jung, nicht verheiratet und schwanger. Das war damals ein Ausschlusskriterium. Und dann ihre Frage: „Wie wird Josef reagieren?“ Wird er ihr glauben und vertrauen? Eine spannende Frage, auf die im Matthäusevangelium, Kapitel 1, Vers 21 – 22, geantwortet wird. Hat sie auch nur einen Bruchteil dessen geahnt, was da auf sie zukommen würde? – Ich glaube nicht. Aber gerade wenn sie es nicht geahnt hat, zeigt sich hier ein bewundernswertes grenzenloses Vertrauen zu Gott. Das zeichnet sie aus. So zu vertrauen, heißt absolute Hingabe.


Und sie war: Maria, die Mutter eines besonderes Kindes

Sie wird, wie alle jungen Mütter, ihr Kind für das schönste und niedlichste Baby von allen gehalten haben, auf jeden Fall für etwas ganz Besonderes. Vielleicht hat sie selber gestaunt über die Besonderheit rund um die Geburt. Aber ist nicht eine Geburt immer ein Wunder, das selbst den rationalsten Menschen beeindruckt?

Nach den Ereignissen unmittelbar um die Geburt hören erst wieder von Jesus, als er 12 Jahre alt ist. Die Eltern haben ihn mit den Ritualen ihres Glaubens vertraut gemacht und ziehen Jahr für Jahr nach Jerusalem zum Tempel. Und dort geschieht dann etwas, das wirklich nicht alltäglich ist. Während die Familie und das ganze Dorf schon auf dem Rückweg sind, bleibt Jesus im Tempel und tauscht seine Kenntnisse der heiligen Schriften und seine Weisheit mit den anwesenden Priestern und Schriftgelehrten aus. Erstaunlich für ein Kind in diesem Alter. Maria hat das wahrscheinlich schon längst gewusst. Es wird ihm nicht über Nacht zugefallen sein. Sie war sicher auch stolz auf ihn. Aber ob ein solches „Wunderkind" in einem Dorf wie Nazareth die passende Anerkennung findet, ist fraglich. „Streber" - „Bücherwurm" – „Spinner" — „Er sollte lieber was Handfestes lernen!“

Das werden wohl eher die Reaktionen gewesen sein. So kennen wir es auch in heutiger Zeit. Und nun war Jesus an dem Ort, wo sein Wissen Anerkennung fand durch angemessene Gesprächspartner. Da sind endlich Menschen, die ihn verstehen, die denken wie er. Dabei vergisst man dann alles. Er ist an der heiligsten Stätte seines jüdischen Glaubens und fühlt sich vielleicht auch seinem himmlischen Vater ganz nahe. Und dann stehen da plötzlich seine Eltern, zwar mit Erleichterung, ihn endlich gefunden zu haben, aber auch mit heftigen Vorwürfen (Lukas Kapitel 2, Vers 48): Die Eltern waren fassungslos, als sie ihn dort fanden. „Kind“, fragte ihn Maria, „wie konntest du uns nur so etwas antun? Dein Vater und ich haben dich überall verzweifelt gesucht!“. Und Jesus ging brav mit.

Was dann weiter in Nazareth geschah, wissen wir nicht. Erst in der Erzählung von der Hochzeit in Kana (Johannes Kapitel 2, 1 – 12) werden beide, als Mutter-Sohn-Gespann, wieder erwähnt. Und hier frage ich mich: Wie kommt Maria auf die Idee, dass Jesus den Weinmangel beheben könnte? War es wirklich das erste Wunder, das er tat? Sicher hatte Maria ihre Gründe, sich an ihn zu wenden, kannte eine Fähigkeit bei ihm, die sich endlich vorweisen ließ. Aber Jesus wollte sich nicht vorweisen lassen! Ist das die Erklärung für die heftige Reaktion seiner Mutter gegenüber? Maria ist typisch Mutter, die wie alle Mütter lernen muss, erwachsene Kinder mit anderen Augen zu sehen – und ihr besonderes Kind Jesus auch mit Distanz. Ein schmerzlicher Prozess, den alle Mütter durchmachen müssen, den Jesus auch seiner Mutter, die er sicher geliebt hat, nicht ersparen kann. Später muss sie erleben, dass Jesus nicht einmal mehr zu ihr vor die Tür kommt. Was für eine bittere Erfahrung für eine Mutter, die doch nur das Beste für ihr Kind will, es vor drohendem Unheil bewahren will.

Am meisten beeindruckt hat mich die Spontaneität, mit der Maria auf die Nachricht des Engels reagierte, dass sie unter ungewöhnlichen Umständen das Kind Gottes empfangen würde. Natürlich stellt sie sich Fragen, weiß nicht, was die Worte des Engels bedeuten. Dann aber gibt sie eine sehr klare Antwort: „Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ Maria lässt sich voll und ganz auf das Angekündigte ein, ohne die Konsequenzen ihrer Entscheidung zu kennen oder zu fürchten. Sie weiß noch nicht, wohin dieser Weg gehen wird, auf den Gott sie führt. Sie weiß noch nichts vom Lebensweg des Kindes, das sie erwarten soll. Dennoch vertraut sie, ja glaubt sie dem Wort Gottes. In diesem Vertrauen ist sie ein großes Vorbild. Am Anfang der Menschwerdung Jesu steht der Glaube, das Vertrauen der jungen Frau Maria in Nazareth. Und noch etwas Erstaunliches zeigt mir die Handlungsweise der Maria:

Gott hat die Initiative der Menschwerdung ergriffen und nimmt zugleich uns Menschen mit. Er ist es, der auf die Menschen zukommt und sie zur Antwort herausfordert. Er beteiligt Menschen und holt ihre Zustimmung ein. Er setzt sich über die freie Willensentscheidung des Menschen nicht hinweg. Und das ist charakteristisch für den Gott Israels, dem Maria begegnet.

Gott geht auf uns zu. Er spricht uns an. Er geht auf uns zu. Er will unsere Zustimmung. Es liegt an uns, sich im Vertrauen und Glauben auf ihn einzulassen. Auch hier kann uns Maria, die junge Frau aus Nazareth, ein Beispiel sein. Sie hat gelebt, was VERTRAUEN IN GOTT bedeuten kann. Durch ihren Glauben, durch ihr Vertrauen in Gott und durch ihr Ja wurde das möglich, was wir an Weihnachten feiern: Die Geburt Jesu.

 

 

Deshalb

Wie Maria

Glauben bekommen durch Gottes Wort

Wie Maria

Empfängerin der Liebe Gottes sein

Wie Maria

Diese Liebe weitergeben

Wie Maria

Ja-sagen zu dem, was Gott mir zumutet

Wie Maria

Selbst entscheiden, was jetzt zu tun sei

Wie Maria

Mit dieser neuen Freiheit leben

Wie Maria

Gottes Ruf hören und warten

Und das Alltägliche tun                       

Amen

 

Pfarrerin Birgit Schniewind

 

 

*Originaltitel der Ausstellung: … Maria … ihr Bild in mir …

Und noch ein Hinweis: Dorothee Sölles „Magnifikat“ (das Gebet Mariens) ist sehr lesenswert, leider kann ich es aus rechtlichen Gründen hier nicht zugänglich machen. Aber man kann es im Netz finden. (M. B.)