KUNST IN DER APSIS
Dienstag, 17. September 2024
Freitag, 16. August 2024
Mittwoch, 19. Juni 2024
Florica Marian | Laubblatt-Variationen – Vortrag von Marlies Blauth
Blick in den Kirchraum
Zur Vernissage am 16. Juni 2024
Liebe Gäste, ich freue mich über Ihr Kommen und Ihr
Interesse. Heute zeigen wir erstmalig Arbeiten einer Künstlerin aus der
Schweiz, von Florica Marian aus Genf, die wir herzlich begrüßen!
Laubblatt-Variationen:
Da denkt man doch sofort an die Farbe Grün.
Es ist noch nicht lange her: Im Mai – oder
mittlerweile schon im April – „grünt es“ in der Natur. Wir kennen die Sehnsucht
danach, wenn es im Winter weitgehend farblos zugeht. Sogar in einem
Weihnachtslied heißt es O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie grün sind deine
Blätter.
Ansonsten sind es vor allem die Mailieder, die sich mit Blätterwerk und Grün befassen:
Der Mai ist gekommen
die Bäume schlagen aus
Komm, lieber Mai, und mache
die Bäume wieder grün
Grün ist auch die Farbe, die im Kirchenjahr gerade
als liturgische Farbe an der Reihe ist. Die Zeit ohne Feiertage jetzt – die
Trinitatiszeit, ab dem ersten Sonntag nach Pfingsten – „ist“ grün. Grün als
Farbe der Ruhe, der Harmonie, des Wachstums, der Hoffnung.
Florica Marian zitiert – es passt gut in diesen Zusammenhang – ihre Mutter. Sie hat in ihrer letzten Lebensphase gesagt: Man muss die Hoffnung in die Zukunft tragen.
Was für eine schöne und aktuelle Formulierung
bezogen auf die Farbe Grün!
Wer draußen in der Natur ist, sollte sich die
verschiedenen Grün-Nuancen einmal ansehen: Es gibt unendlich viele Grüntöne.
Ein leuchtendes, fast neonartiges Grün sehen wir in
der Apsis. Da ist eine byzantinische Kreuzform ornamental mit pflanzlichen
Elementen verwoben, die Hoffnung des Irdisch-Lebendigen mit der Hoffnung des
Kreuzes, namentlich des Auferstehungsgedankens.
Interessanterweise sind pflanzliche Ornamente
konfessionsübergreifend in Kunst und Architektur zu finden, ja, sogar
religionsübergreifend. Florica Marian hat sich unter anderem mit Symbolen auf
Kapitellen – also dem oberen Abschluss steinerner Säulen – beschäftigt. Hier
ist aus der Kombination Kreuz und Pflanzen fast so etwas wie ein Kleeblatt
entstanden.
Das dreiblättrige Kleeblatt deutet auf die
Dreieinigkeit (= Trinitatis, wie vorhin erwähnt), wir kennen es aus
Irland; das vierblättrige ist ein Symbol des Glücks. Laut einer
Legende soll Eva es als Erinnerung an das Paradies mitgenommen und aufbewahrt
haben.
Nicht alle Blätter sind bekanntlich grün. Es gibt
auch welche, die rötlich sind oder ins Violette oder Bläuliche gehen, zum
Beispiel die Blätter der Blutbuche. Dann ist das Chlorophyll, der grüne
Farbstoff – dem wir übrigens die Verarbeitung von CO2 verdanken –, überdeckt
von Anthocyanen, Farbstoffen, die im übrigen gesund sein sollen, wenn es sich
um essbare Blätter handelt: Jeder kennt den Rotkohl!
Und dass Blätter nicht immer grün sind, erfahren wir
natürlich im Herbst. Und schon im Sommer, denn auch wenn unsere Ausstellung vor
allem die Laubblätter in den Fokus nimmt, sollten wir die Blütenblätter nicht
ganz vergessen. (Im Saal nebenan sind beispielsweise Mohn- und Tulpenblüten zu
sehen).
Die Bilder hier besitzen die reichhaltige
Farbpalette des Sommers. Diese temperamentvolle Farbigkeit lieben wir alle,
deswegen schenken wir uns Blumen und packen Geschenke in buntes Papier. Sogar
die Kleidung ist im Sommer besonders farbenfroh – überhaupt das Wort „farbenfroh“ … Es ist, als ob die Blatt-Variationen von Florica Marian die
Farben des Sommers reflektieren – und uns froh vor Augen führen.
Aber, wie gesagt, mit „bunten Blättern“ deutet sich
auch schon der Herbst an.
Man muss die Hoffnung in die Zukunft tragen – darin
sind verschiedene Zeitebenen enthalten. Hoffnung bezieht sich von vornherein
auf die Zukunft, aber ich fasse das Zitat so auf, dass man immer wieder neu Hoffnung
schöpfen soll.
Wenn im Frühling die Natur aufkeimt und so langsam
Farbe annimmt, ist darin schon die Hoffnung auf die Lebhaftigkeit des Sommers
und die Erntezeit im Spätsommer und Herbst enthalten.
Und: Schöpfen … Ja, wir alle sind schöpferisch
tätig, haben Ideen, setzen sie in die Praxis um. (Das unterscheidet uns
übrigens von der Künstlichen Intelligenz: Wir haben „Eingebungen“, oft spontan,
einfach-so, ohne dass sie logisch sein müssen).
Künstlerinnen und Künstler haben ihre besonderen
Ideen und lassen sie „materiell werden“; permanent. So versteht
man auch, wie die Serie „365 Tage“ von Florica Marian entstanden ist – aus diesem
Zyklus sind hier einige Arbeiten zu sehen. „Ein Bild als Hommage an jeden Tag,
an die Schöpfung, an die Schönheit, die Farbe, die Malerei. Tag und Bild
klingen nach“, sagt die Künstlerin dazu; sie macht gewissermaßen Zeit sichtbar,
sie schöpft aus der Zeit, mit der Zeit, und „hält sie fest“, damit sie nicht im
Irgendwo verklingt.
Um die Gestalt eines Blattes botanisch korrekt zu
beschreiben, gibt es eine Menge Adjektive: eiförmig, herzförmig, pfeilförmig,
nadelförmig oder rund – parallelnervig, netznervig, ganzrandig, gesägt,
gestielt und gefiedert. Auch wer sich in der Botanik wenig auskennt,
unterscheidet Pflanzen intuitiv anhand ihrer Blätter: Feldsalat sieht anders
aus als Weißkohl, eine Kastanie hat ihr typisches Blattwerk, das wohl niemand
mit dem einer Birke verwechselt.
Florica Marian hat vor allem die Blätter von
Bananenpflanzen gezeichnet und gemalt – im Botanischen Garten auf der Insel
Brissago im Tessin. Sie sind von beeindruckender Größe, bis zu 1,80 m groß,
außerdem auf vielfache Weise verwendbar: zum Kochen, Servieren und Verpacken
von Lebensmitteln; im religiös-zeremoniellen Kontext; als Baumaterial und bei
der Papier- und Zwirnherstellung. Und sie spenden Schatten wie ein natürlicher
Sonnenschirm – ganz ohne Plastikmüll.
Ein zweites Blatt, völlig anders gestaltet, sehen
Sie rechts von der Apsis: Ginkgo. Eine uralte Baumart, die während der Eiszeit
in Europa ausstarb und nur in Fernost überlebte – und dann, um 1700, vermutlich
durch holländische Händler, wieder nach Europa zurückgelangte. Schon damals
galt der Ginkgo als „Weltbaum“, der Ost und West verbindet, und die Menschen
waren und sind voller Respekt vor seiner Widerstandskraft, die sich sogar nach
der Katastrophe von Hiroshima gezeigt hat, als ein Ginkgobaum in völlig
zerstörter und verstrahlter Umgebung frische, grüne Triebe ausbildete.
Vermutlich ist das überhaupt das unglaublichste und heftigste Hoffnungsbild.
Man verbindet mit dem Ginkgo auch vielfache
medizinische Wirkungen, ein Teilhaben an seinen Kräften sozusagen. Er ist
angeblich die am meisten verwendete Heilpflanze der Welt.
Wenn wir die so vielfältig verwendbaren Blätter von
Bananenstaude und Ginkgobaum hier sehen, so ist das auch wieder eine Hommage an
die Schöpfung. Vieles von ihrer Vielfalt, ihrem Energiereichtum und auch ihrer
Rätselhaftigkeit kennen wir gar nicht oder jedenfalls nicht mehr, denn unsere
Naturverbundenheit ist nicht gerade gut ausgeprägt. Schade, wir könnten hier
und da sicher dem Klimawandel entgegentreten, wenn wir mehr wüssten.
Dass eine Künstlerin aus dem Ausland unser Projekt bereichert, freut uns sehr.
Florica Marian stammt aus Genf und studierte
Ethnologie und Kunst an der Kunsthochschule in Genf, außerdem Kunst an der
Hochschule für Angewandte Kunst in Wien (bei Maria Lassnig). Sie ist auch
promovierte Kunsttherapeutin.
Begeistert von Botanik und Heilpflanzen, beobachtete
sie als Zeichnerin das Wachsen, Blühen und Welken der Pflanzen in botanischen
Gärten und in den Alpen.
Ein paar dieser sensiblen Zeichnungen kann man im Saal neben dem Kirchraum sehen.
Die Liste ihrer Ausstellungen ist lang, neben
einigen Galerieausstellungen sind vor allem ihre Ausstellungen in der
Andreaskirche Zürich und im Krematorium der Stadt Zürich zu nennen.
Aufgewachsen mit dem Bilderreichtum der orthodoxen Kirche, fühlt sie sich, wie
sie berichtet, mit einer Ausstellung an christlich-spirituellen Orten am
wohlsten.
Mit Kunst in der Apsis versuchen
wir, einen solchen Ort immer wieder aufs Neue besonders zu machen.
Vielen Dank!
Marlies Blauth
Blick in den Saal
Samstag, 1. Juni 2024
Freitag, 26. April 2024
Donnerstag, 18. April 2024
Predigt vom 14.4.2024 *Maria*
Blick in die Ausstellung
Predigt zum
Ausstellungsbeginn „Maria – in mir“ *
Liebe Gemeinde,
Maria, die Mutter Jesu, ist die Frau aus der Bibel, über die am meisten in Kirche und Kultur nachgedacht wurde und wird. Es gibt zahlreiche Darstellungen von ihr in Kunst, Musik und Literatur: Im Gotteslob, dem katholischen Gesangbuch, gibt es eine Vielzahl von Liedern und Gebeten, die das Frauenbild in Kirche und Gesellschaft sehr tiefgehend geprägt haben.
Wie wurde Maria, die Mutter Jesu beschrieben? Zum einen als die sehr junge Frau, die sehr demütig Gottes Willen erfüllt. Es scheint, als habe sie keinen eigenen Willen, keine eigenen Wünsche oder nur den einen, all das zu tun, was ihr aufgetragen wurde. So wurde sie – und wird sie auch heute noch in bestimmten Kreisen – uns Frauen als Vorbild hingestellt. So soll die fromme Frau sein: bedingungslos Gottes Willen – und dem der Kirche – gehorchen, nicht widersprechen, nichts in Frage stellen.
Maria, die junge Frau, von der in unserem Text im
Lukasevangelium Kapitel 1, Vers 26 – 56, erzählt wird, ist anders. Sie
widerspricht allen gängigen Marienbildern. Sie zeigt sich nicht als Frau, die
nicht fragt. Hier ist nur wenig von der Maria zu sehen, die die Tradition jahrhundertelang
aus ihr gemacht hat. Zugegeben, wir müssen genauer hinsehen.
Als der Engel sie grüßt, ist ihre erste Reaktion schon
zurückhaltend und fragend: „Was hat das zu bedeuten?“ (Vers 29) Und die
Ankündigung, dass sie ein Kind bekommt, das Gottes Kind sein wird, löst
konkrete Fragen aus: „Wie soll das
geschehen?“, fragt Maria den Engel. „Ich habe ja noch nie mit einem Mann
geschlafen.“ (Vers 34) Ihre abschließende Reaktion ist dann so, wie es unserem
Bild von Maria entspricht: (Vers 38) „Ich will mich dem Herrn ganz zur
Verfügung stellen“, antwortet Maria, „Alles soll so geschehen, wie du es mir
gesagt hast.“ Auf die Brisanz und das Besondere dieser Ankündigung komme ich
später zurück.
Folgen wir der Frage „Maria – wer bist du?“
Sie ist zum einen eine junge Frau, die am Anfang
steht. Sie ist verlobt und wird bald heiraten. Meine Frage an diese Maria wäre:
„Wovon träumtest du, Maria, im Frühling deines jungen Lebens? Träumst du wie
alle jungen Mädchen, von Liebe und Glück, das Gott dir geben könnte? Von einem
besseren Leben, von einer helleren Zukunft, wolltest du aus der möglichen Enge
deines Elternhauses heraus? Warst du sehr verliebt in Josef und dachtest an
ihn, als der Engel, der Bote Gottes vor dir stand? Träumtest du, als du die
Botschaft bekamst?“ Dann diese spontane Entscheidung. Du bittest nicht um
Aufschub der Antwort von drei Tagen, wie wir es oft in Märchen lesen. Nein,
deine Antwort folgt sogleich: „Ich bin bereit! Gott kann auf mich bauen!"
Was haben deine Eltern gesagt, als du es ihnen
mitteiltest? Vielleicht „jugendlicher Wagemut" oder „Leichtsinn". Beides
liegt nah beieinander. Mit dem Alter hat uns das Leben vorsichtiger gemacht.
Wir sind nicht mehr leichtsinnig – und auch weniger wagemutig. „Wer nicht wagt,
der nicht gewinnt" sagt ein Sprichwort; „der verliert auch nicht"
fügen wir hinzu. Wir haben vielleicht etwas Wesentliches verloren: unseren
Traum oder unsere Träume und damit die Chance, etwas Neues zu erreichen.
Wäre es nicht schön, wenn auch wir es wieder wagen zu
träumen, wie Maria, und uns dann vertrauensvoll in Gottes Hand legen?
Und daraus ergibt sich Maria, die Vertrauende:
Egal, wie sie genannt wurde, eines gilt für alle: Gott
ist Mensch geworden durch Maria, durch das Ja eines Menschen. Sie hat einen
menschlichen Beitrag geleistet.
Und dazu brauchte sie sehr viel Mut. Jung, nicht
verheiratet und schwanger. Das war damals ein Ausschlusskriterium. Und dann
ihre Frage: „Wie wird Josef reagieren?“ Wird er ihr glauben und vertrauen? Eine
spannende Frage, auf die im Matthäusevangelium, Kapitel 1, Vers 21 – 22,
geantwortet wird. Hat sie auch nur einen Bruchteil dessen geahnt, was da auf
sie zukommen würde? – Ich glaube nicht. Aber gerade wenn sie es nicht geahnt
hat, zeigt sich hier ein bewundernswertes grenzenloses Vertrauen zu Gott. Das
zeichnet sie aus. So zu vertrauen, heißt absolute Hingabe.
Und sie war: Maria, die Mutter
eines besonderes Kindes
Sie wird, wie alle jungen Mütter, ihr Kind für das
schönste und niedlichste Baby von allen gehalten haben, auf jeden Fall für etwas
ganz Besonderes. Vielleicht hat sie selber gestaunt über die Besonderheit rund
um die Geburt. Aber ist nicht eine Geburt immer ein Wunder, das selbst den rationalsten
Menschen beeindruckt?
Nach den Ereignissen unmittelbar um die Geburt hören
erst wieder von Jesus, als er 12
Jahre alt ist. Die Eltern haben ihn mit den Ritualen ihres Glaubens vertraut
gemacht und ziehen Jahr für Jahr nach Jerusalem zum Tempel. Und dort geschieht
dann etwas, das wirklich nicht alltäglich ist. Während die Familie und das
ganze Dorf schon auf dem Rückweg sind, bleibt Jesus im Tempel und tauscht seine
Kenntnisse der heiligen Schriften und seine Weisheit mit den anwesenden
Priestern und Schriftgelehrten aus. Erstaunlich für ein Kind in diesem Alter.
Maria hat das wahrscheinlich schon längst gewusst. Es wird ihm nicht über Nacht
zugefallen sein. Sie war sicher auch stolz auf ihn. Aber ob ein solches
„Wunderkind" in einem Dorf wie Nazareth die passende Anerkennung findet,
ist fraglich. „Streber" - „Bücherwurm" – „Spinner" — „Er sollte
lieber was Handfestes lernen!“
Das werden wohl eher die Reaktionen gewesen sein. So kennen
wir es auch in heutiger Zeit. Und nun war Jesus an dem Ort, wo sein Wissen
Anerkennung fand durch angemessene Gesprächspartner. Da sind endlich Menschen,
die ihn verstehen, die denken wie er. Dabei vergisst man dann alles. Er ist an
der heiligsten Stätte seines jüdischen Glaubens und fühlt sich vielleicht auch
seinem himmlischen Vater ganz nahe. Und dann stehen da plötzlich seine Eltern,
zwar mit Erleichterung, ihn endlich gefunden zu haben, aber auch mit heftigen Vorwürfen
(Lukas Kapitel 2, Vers 48): Die Eltern waren fassungslos, als sie ihn dort
fanden. „Kind“, fragte ihn Maria, „wie konntest du uns nur so etwas antun? Dein
Vater und ich haben dich überall verzweifelt gesucht!“. Und Jesus ging brav
mit.
Was dann weiter
in Nazareth geschah, wissen wir
nicht. Erst in der Erzählung von der Hochzeit in Kana (Johannes Kapitel 2, 1 – 12)
werden beide, als Mutter-Sohn-Gespann, wieder erwähnt. Und hier frage ich mich:
Wie kommt Maria auf die Idee, dass Jesus den Weinmangel beheben könnte? War es
wirklich das erste Wunder, das er tat? Sicher hatte Maria ihre Gründe, sich an
ihn zu wenden, kannte eine Fähigkeit bei ihm, die sich endlich vorweisen ließ.
Aber Jesus wollte sich nicht vorweisen lassen! Ist das die Erklärung für die
heftige Reaktion seiner Mutter gegenüber? Maria ist typisch Mutter, die wie
alle Mütter lernen muss, erwachsene Kinder mit anderen Augen zu sehen – und ihr
besonderes Kind Jesus auch mit Distanz. Ein schmerzlicher Prozess, den alle
Mütter durchmachen müssen, den Jesus auch seiner Mutter, die er sicher geliebt
hat, nicht ersparen kann. Später muss sie erleben, dass Jesus nicht einmal mehr
zu ihr vor die Tür kommt. Was für eine bittere Erfahrung für eine Mutter, die
doch nur das Beste für ihr Kind will, es vor drohendem Unheil bewahren will.
Am meisten beeindruckt hat mich die Spontaneität, mit
der Maria auf die Nachricht des Engels reagierte, dass sie unter ungewöhnlichen
Umständen das Kind Gottes empfangen würde. Natürlich stellt sie sich Fragen,
weiß nicht, was die Worte des Engels bedeuten. Dann aber gibt sie eine sehr
klare Antwort: „Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie du es gesagt
hast.“ Maria lässt sich voll und ganz auf das Angekündigte ein, ohne die
Konsequenzen ihrer Entscheidung zu kennen oder zu fürchten. Sie weiß noch
nicht, wohin dieser Weg gehen wird, auf den Gott sie führt. Sie weiß noch
nichts vom Lebensweg des Kindes, das sie erwarten soll. Dennoch vertraut sie, ja
glaubt sie dem Wort Gottes. In diesem Vertrauen ist sie ein großes Vorbild. Am Anfang der
Menschwerdung Jesu steht der Glaube, das Vertrauen der jungen Frau Maria in
Nazareth. Und noch etwas Erstaunliches zeigt mir die Handlungsweise der Maria:
Gott hat die Initiative der Menschwerdung ergriffen
und nimmt zugleich uns Menschen mit. Er ist es, der auf die Menschen zukommt und
sie zur Antwort herausfordert. Er beteiligt Menschen und holt ihre Zustimmung
ein. Er setzt sich über die freie Willensentscheidung des Menschen nicht
hinweg. Und das ist charakteristisch für den Gott Israels, dem Maria begegnet.
Gott geht auf uns zu. Er spricht uns an. Er geht auf
uns zu. Er will unsere Zustimmung. Es liegt an uns, sich im Vertrauen und
Glauben auf ihn einzulassen. Auch hier kann uns Maria, die junge Frau aus
Nazareth, ein Beispiel sein. Sie hat gelebt, was VERTRAUEN IN GOTT bedeuten
kann. Durch ihren Glauben, durch ihr Vertrauen in Gott und durch ihr Ja wurde
das möglich, was wir an Weihnachten feiern: Die Geburt Jesu.
Deshalb
Wie Maria
Glauben bekommen durch Gottes Wort
Wie Maria
Empfängerin der Liebe Gottes sein
Wie Maria
Diese Liebe weitergeben
Wie Maria
Ja-sagen zu dem, was Gott mir zumutet
Wie Maria
Selbst entscheiden, was jetzt zu tun sei
Wie Maria
Mit dieser neuen Freiheit leben
Wie Maria
Gottes Ruf hören und warten
Und das Alltägliche tun
Amen
Pfarrerin Birgit Schniewind
*Originaltitel der
Ausstellung: … Maria … ihr Bild in mir …
Und noch ein Hinweis: Dorothee Sölles „Magnifikat“ (das
Gebet Mariens) ist sehr lesenswert, leider kann ich es aus rechtlichen Gründen
hier nicht zugänglich machen. Aber man kann es im Netz finden. (M. B.)