Sibylle Gröne: Zeitgeschehen.
Eine Ausstellung durch den November.
Vernissage: Sonntag, 2.11.2014 um 11.15 Uhr, Ausstellungsdauer:
bis 23.11.2014
Keine beliebte Zeit, jetzt: Der Herbst bekommt winterliche
Prägung, die Farben schwinden, Dunkelheit breitet sich aus. Und die Feiertage
mahnen an die Vergänglichkeit: Allerseelen, Volkstrauertag, Totensonntag. Das
Kirchenjahr geht zu Ende und wartet gleichsam auf seinen Neuanfang.
Sibylle Grönes Arbeiten nehmen vieles von dieser Atmosphäre auf.
Oft ist die Kreuzform zu sehen, ein Zusammentreffen von Vertikalen und
Horizontalen. Und die Bilder bestehen in der Hauptsache aus: Rostspuren.
Es ist aber auch ein Spiel mit lebhaften Flächen, die sich
rhythmisch aneinander fügen – entstanden durch diesen Prozess des Rostens, der
seinen „Duktus“ auf dem Bildgrund hinterlässt: Die Künstlerin betont immer
wieder, dass sie mit der Natur zusammen arbeitet, und ja, sie gibt ihr ihre
Bilder in gewisser Weise sogar anheim. Hier beschreibt sie es selbst: „Die
Eigendynamik des Materials ist am Werk. Unter freiem Himmel, im Garten,
dirigiert sie das Geschehen. Was passiert bei dem Zerfallsprozess des Eisens? Da
bildet sich, rein chemisch, eine Verbindung mit Sauerstoff, das Fe2O3.“ Es
entstehen, so erzählt sie weiter, geheimnisvolle Strukturen und Zeichen, man
könnte sogar von „Inschriften“ sprechen. Gröne verbindet diese mit
Tuschemalerei und wäscht und schwemmt durch Bewässerung einige Teile wieder
aus.
Der Prozess, das Geschehen haftet den Bildern also deutlich an,
und das ist tröstlich. Die Bilder führen den Betrachter aus dem Stillstand,
hinein ins „Zeitliche“ – und auch die Künstlerin selbst muss, bei aller
Wartezeit, handeln: “Die Zeit verwandelt die Dinge, die Materie, bis ich sie
zur richtigen Zeit der Natur entreiße.“ Zur richtigen Zeit, zum richtigen
Zeitpunkt – oder, ganz biblisch: Alles hat seine Zeit.
Sibylle Gröne ist 1958 in Meerbusch geboren. Zwischen 1979 und
1986 besuchte sie die Fachhochschule Köln (Freie Kunst) und die Fachhochschule
Krefeld (Grafik-Design/Diplom). Seit 1989 zahlreiche Einzel- und
Gruppenausstellungen im In- und Ausland.
Marlies Blauth