Christoph Sattler –
Schöpfung. Radierungen
„Schöpfung. Radierungen“ – wie
schön klingt das! Wer diese druckgrafische Technik kennt, denkt da vermutlich an
den Moment, in dem man die Radierplatte aus dem Ätzbad holt und sich das
Ergebnis ansieht: Da hat sich etwas getan, eine handwerkliche-künstlerische
Druckvorlage, eine Matrix ist entstanden.
Die Kunst der Radierung
führte in den letzten Jahrzehnten ein eher zurückhaltendes Dasein, so ist es
kein Wunder, dass sie auch innerhalb der „Kunst in der Apsis“ recht selten
gezeigt wurde. Christoph Sattler lässt sich durch die Vielfalt der Radierung
immer wieder aufs Neue faszinieren, selbstverständlich kann er jede Menge
Spannendes über die Strichätzung und verschiedene Aquatinta-Techniken berichten
und dabei geheimnisvolle Wörter wie Carborundum oder Zuckertusche-Reservage
erläutern. Historisch gesehen war die Radierung nach dem Holzschnitt die erste
„moderne“ Drucktechnik, bei der nämlich chemische Prozesse die handwerkliche
Arbeit zwar nicht ganz ersetzten, jedoch deutlich erleichterten.
Die Druckgrafik zeigt
besonders deutlich auf, wie sich künstlerische Arbeit vielfach an der Natur
orientiert: es gibt einen unendlichen Pool an Variationsmöglichkeiten, dennoch
gehören alle Kunstblätter zu einer „Familie“. Solch eine Serie ist Christoph Sattlers
„Schöpfung“, bestehend aus acht Blättern, für jeden Schöpfungstag eins, für den
sechsten zwei. „Ich liebe Bildfolgen [zu Texten],“ sagt der Künstler, „das Wort
ist mir sehr wichtig und regt oft Ideen und Bilder an.“ Seine bildnerische
Umsetzung der Schöpfungsgeschichte sollte, außer in der Christuskirche in St.
Tönis, möglichst auch in anderen Kirchen gezeigt werden. Die Evangelische
Gemeinde Osterath bestätigte Sattlers Anfrage sehr gern.
Christoph Sattler ist
Jahrgang 1932; sein „Brotberuf“ war immer im kaufmännischen und
unternehmensberatenden Bereich angesiedelt, dennoch sind mehr als 40
künstlerisch aktive Jahre zusammen gekommen, vorwiegend im druckgrafischen
Bereich (Radierung; Linol- und Holzschnitt, Materialdruck u. ä.). Seine
Kenntnisse und Fertigkeiten lernte und vervollkommnete er unter anderem an der
Europäischen Akademie für Bildende Kunst Trier und an der Sommerakademie Salzburg,
außerdem bei verschiedenen Künstlern in der niederrheinischen Umgebung.
Von der langen
Ausstellungsliste sind besonders zu nennen: die art multiple Düsseldorf 1997,
die Galerien Heidefeld & Partner in Krefeld und Hüther in Willich-Anrath,
der Kultur.Punkt Friedenskirche Krefeld und die Ev. Christuskirche in St.
Tönis, außerdem die jährlichen Werkstatt-Ausstellungen.
„Die ursprüngliche Idee war
eine abstrakte Darstellung [der Schöpfungsgeschichte]; an der bildgewaltigen
Sprache der biblischen Erzählung ist das gescheitert“, erzählt der Künstler. Nein,
gescheitert ist es natürlich nicht: Wer Farbradierungen von sechs Platten drucken
kann, der muss exzellent abstrahieren können. Im übrigen geht die
Schöpfungsgeschichte vom allgemeinen, unbenennbaren, wenn man so will
„noch-abstrakten“ Chaos aus, um in immer detaillierter ausgestaltetes Leben zu
führen. Das zeigt uns Sattler mit seiner achtteiligen Serie – die,
erstaunlicherweise, in einer durchaus abstrakten Arbeit über den siebenten Tag
endet, dem „Mysterium, dass Gott ruht“. Das Blatt ist fast leer, nur mit
gelbgolden schimmernden Strukturen bedruckt. Der Sonntag: Ein Tag, den wir Woche
für Woche mit etwas Kostbarem – nämlich reichhaltiger, inspirierender Ruhe –
ausfüllen können, dürfen, sollten.
Marlies
Blauth
Fotos oben: Sattler/ privat
Fotos oben: Sattler/ privat