Fotos: Sandra Köppchen
Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie herzlich zur heutigen Ausstellungseröffnung von UWE DRESSLER, mit dem
ein wenig rätselhaften Titel MALEREI NACH DER MALEREI.
Bevor ich da Licht in die Dunkelheit bringe, möchte ich Ihnen gerne den Künstler kurz vorstellen, dessen Arbeiten Sie in dieser Ausstellung sehen können. UWE Dressler ist bildender Künstler, lebt und arbeitet in Neuss. Ende der fünfziger Jahre wird er geboren in Grevenbroich. Bevor er 1983 sein Studium Visuelle Kommunikation an der Fachhochschule Niederrhein bei Professor Manfred Vogel in Krefeld beginnt, macht er eine Ausbildung zum Schriftsetzer. Einer weiteren Ausbildung zum Computergrafiker folgt eine zehnjährige Dozententätigkeit im Bereich Grafikdesign und Bildbearbeitung.
Seit 1985 ist er künstlerisch tätig in den Bereichen Malerei,
Zeichnung, Fotografie, Digital Art und Objekt, das sind immerhin 40 Jahre. Er
ist – wie ich selber auch – Mitbegründer der Produzentengalerie Judith Dielämmer in Grevenbroich und hat zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen
in NRW und Brandenburg bestritten.
Ein Anfang, so hat UWE DRESSLER mir vor rund zwanzig Jahren erzählt, ein Anfang sei schnell gemacht in seiner Malerei. Der Beginn – mal ein Pinselabstreifen, ein Farbrest, ein Strich. Aus dem sich etwas entwickelt. Der ausgearbeitet wird, übermalt, akzentuiert, zugespitzt. Vieles hinterlässt Spuren, passen sie ins Bild, werden sie integriert, aus Anregung wird Aussage.
Ohne fertige Vorstellungen entsteht das Bild, der Zufall gibt
Anregungen, aus dem Ungestalteten konkretisiert sich das Vorsätzliche.
Farbkleckse, Öl und die Eigenschaften unterschiedlicher
Materialien wirken zusammen und ergeben ungewöhnliche Bildeffekte. Die Auswahl
der Materialien ergibt sich im Prozess. Hier geben sie sich in einen
Zusammenhang und betonen damit eine innere Verwandtschaft oder Unterschiedlichkeit.
Und die Malerei nach der Malerei? Ist seit einigen Jahren zum Markenzeichen geworden – denn heute sind die Schwerpunkte der künstlerischen Arbeit von UWE DRESSLER Fotografie und digital bearbeitete Malerei. Bei letzterer nimmt er eben die eigene Malerei als Ursprung für die digitale Weiterentwicklung. Eine Fläche, eine Farbe, ein Strich – aus allem kann sich Neues entwickeln.
Die große Variationsbreite und ein schnelles Arbeiten sind die Faszination in der digitalen Schaffenswelt. Auch fotografische Elemente fließen ein, bringen Spannung und Struktur ins Bild. Mit der Schnelligkeit des Arbeitens sind spontane Entscheidungen verbunden, was dem Auge des Künstlers gefällt, bleibt, anderes wird rückgängig gemacht oder ergänzt. Ist die Entscheidung über Wohl und Wehe noch nicht klar, kommt Abspeichern als Lösung hinzu und die Option auf eine spätere Verwendbarkeit bleibt erhalten. Wie brutal dagegen manche konkreten Entscheidungen in der Malerei seien, betont der Künstler, da gibt es kein „probeweise“ Übermalen, da ist ein Entschluss, diese Stelle im Bild zu opfern, nicht rückgängig zu machen. So ist für UWE DRESSLER das digitale Schaffen freier und leichter zu nehmen und ermöglicht einen geradezu spielerischen Umgang.
Dabei ist die digitale Arbeit für
ihn keinesfalls ein Abschied von der Malerei. Im Gegenteil, neue digitale Arbeiten sind wiederum Anregung und
Ausgangspunkt für weitere malerische Arbeiten in Acryl oder Öl.
Analoges und digitales Arbeiten ergänzen und befruchten sich – so existieren sie in einer Art ständiger Kommunikation, nicht getrennt voneinander, sondern organisch ineinanderfließend. Gleichwohl sind Entscheidungen zu treffen. Und die letzte Entscheidung, wann ein Bild schließlich fertig ist, ist immer eine gefühlsmäßige.
UWE DRESSLER bleibt sich über die Jahre in der eigenwilligen Komposition seiner Werke treu. Sie sind voller Spannung, energiegeladen und lebendig. Sie schenken uns Licht, lichte Momente, Lichtblicke. Wenn wir sie auf uns wirken lassen, bekommen wir eine Ahnung davon, was eigentlich lebendigen Reichtum ausmacht. Zufälle aufgreifen. Dem Ungefähren mehr Platz einräumen. Dem Spielerischen folgen. Überraschungen nicht nur zur Weihnachtszeit als Geschenk akzeptieren. Und voller Zuversicht auch in tiefer Dunkelheit auf das Licht vertrauen ... die Nacht hat 12 Stunden, dann kommt schon der Tag ...
Mich beeindruckt in den Arbeiten des Künstlers seine Leidenschaft für das „entdeckende Schaffen“, will heißen für das prozesshafte Geschehen in der bildnerischen Entwicklung: immer neu aufspüren, was entsteht. Und das heißt auch, im Schaffen offen zu bleiben für Ungeplantes.
UWE DRESSLER hat Mut: lebendige
Entwicklung im künstlerischen Schaffen zu leben.
Und der Zufall ist ihm immer willkommen. Vielen Dank.
© Janne Gronen, 2025