Freitag, 25. Februar 2022

Atelierbesuch bei Gisela Happe

 




Atelierbesuch bei Gisela Happe.

 Fotos: Blauth / Happe-Stroex






Aus der Tiefe, aus tiefer Verzweiflung rufe ich, Herr, zu dir ... So beginnt der Psalm 130, von vielen bekannten Komponisten vertont und leider gerade durch das Weltgeschehen besonders aktuell geworden.

In der Passionszeit wird auf das Leiden Jesu – und damit auf das Leiden des Menschen – hingewiesen, nicht ohne den tröstenden Gedanken der Auferstehung zu Ostern schon haben zu dürfen.

So besitzt auch Gisela Happes Ausstellung genau diese Ambivalenz: Ihre leidenden Menschen, oftmals eingepfercht oder liegend / einem Schicksalsschlag erlegen, könnten die Kraft haben, doch noch aufzustehen und sich zu befreien. Wir wissen es nicht (hoffen es aber jedenfalls). Das traditionelle Motiv der Pietà, die Mutter (Maria) mit ihrem toten Sohn (Jesus) auf dem Schoß, beinhaltet die österliche Hoffnung. Heutzutage hat sich diese christliche Hoffnungsvorstellung zwar etwas verwischt, allerdings sind Bezeichnungen wie WeiterlebenWiedersehen und Ewigkeit auf vielen Traueranzeigen nach wie vor zu finden – vermutlich vielfach eher eine begriffliche als eine inhaltliche Wandlung des Ostergedankens.

Ihren "Erfurter Zyklus" schaffte die Künstlerin vor ein paar Jahren, thematisch angeregt durch ein Projekt mit traumatisierten Menschen. 

Die kraftvollen, bisweilen fast wütenden Zeichnungen mit dicken Kreiden und Pinseln, mitunter mit so sperrigem Material wie Bitumen (wird in der Baubranche verwendet) verstärken die inhaltliche Ambivalenz auf ästhetische Weise. "Wunderbar symbolkräftig, wie die Künstlerin hier mit Materie und Nichtmaterie spielt und mit Körper und Entkörperlichung", schreibt Christiane Vielhaber im Katalogtext (Gisela Happe, Erfurter Zyklus, Köln 2016).

Gisela Happe, geboren 1956, studierte Visuelle Kommunikation an der Hochschule Niederrhein / Krefeld. Sie lebt und arbeitet heute in Düsseldorf (mit Atelier in Düsseldorf-Lörick). Einige Jahre war sie Lehrbeauftragte an der Hochschule Niederrhein, und sie kann eine umfangreiche Ausstellungsliste aufweisen: Ihre Arbeiten waren in zahlreichen Galerien und Kunstvereinen zu sehen und in einigen Kirchen und kirchlichen Räumen. Auch an vielen Gruppenausstellungen war sie beteiligt.

 

 

M. B. / Pressetext