Dagmar
Vogt – Tempus fugit
Die
Evangelische Kirche Osterath hat bekanntlich das zweite Jahrzehnt der Kunst in der Apsis gestartet – und
beteiligte sich unter anderem mit einer neuen Ausstellung an der 2. Meerbuscher
Kirchennacht („Alles hat seine Zeit“).
Als
die Vorbereitungen für diese Kirchennacht gerade begonnen hatten, fiel mir ein
Katalog von Dagmar Vogt in die Hand:
Tempus fugit (lat. die Zeit flieht). Ein schöner Zu-Fall: Ich engagierte die
Künstlerin sofort.
Dagmar
Vogt, Jahrgang 1960, ist Malerin und Bildhauerin (Bildhauerei studierte bei
Tony Cragg und Markus Lüpertz). Die Synthese zwischen beiden Disziplinen ist
plausibel: Auch in der Malerei ist ihr der Prozess wichtig, sie sagt explizit
zu ihrer Arbeit: „Der Kreislauf des Lebens, die Natur und ihr Zyklus sind für
mich ewig neue Themen […] Viele Bilder werden immer wieder zerstört“. Ja, wir
Künstler zerstören ja eigentlich immer (das makellose Papier, die weiße Leinwand,
die pralle Farbtube usw.) – und dies unbedingt im Sinne der Transformation,
fernab der stumpfen, wütenden Verwüstung. Solches Erneuern, Aufbauen auf
vorhandenen Spuren betont Dagmar Vogt immer wieder dann, wenn schichtet,
kratzt, entschichtet (ja, die Bilder kommen manchmal auch unter die Dusche!) oder
auf der Malerei „herumtrampelt“, heißt, das Prozesshafte wird auch durch den
Einsatz körperlicher Kräfte hervorgehoben. Hier geht es nicht ums Abbilden – auch
wenn mitunter gegenständliche Elemente in ihren Bildern vorkommen –; vielmehr
scheinen die Bilder die Zeit einzuschließen wie ein Bernstein seine Inklusen.
„Es dauert“, so die Künstlerin folgerichtig, „oft sehr lange, bis ich mit einem
Bild zufrieden bin.“
Tempus
fugit, Werden und Vergehen, Blühen und Welken: ein Thema, das für die
Künstlerin zum Leben gehört, das sie immer wieder aufnimmt. Man glaubt es ihr
sofort, mag die Wortfolge allerdings lieber noch umdrehen und sagen: Vergehen
und Werden, Welken und Blühen. So wie die Künstlerin ihrem Leben selbst eine
Wendung verpasst hat: unter anderem gab sie Ihren Beruf als Lehrerin nach fast
20 Jahren auf, um die Kunst richtig zum „Blühen“ bringen zu können. Das Motto
der Kirchennacht lebt sie also selbst: Alles hat seine Zeit. „Manchmal,“ so die
Künstlerin, „schimmern alte Themen durch neue Bilder hindurch.“ Schöner kann
man kaum ausdrücken, wie man Zeit erlebt.
Dagmar
Vogt wohnt in Herdecke und hat ihr Atelier in Wuppertal-Beyenburg.
Homepage Dagmar Vogt
Marlies Blauth
Fotos: oben Andreas Blauth, alle anderen Dagmar Vogt