Montag, 8. Juli 2013

Dagmar Vogt






Dagmar Vogt – Tempus fugit

Die Evangelische Kirche Osterath hat bekanntlich das zweite Jahrzehnt der Kunst in der Apsis gestartet – und beteiligte sich unter anderem mit einer neuen Ausstellung an der 2. Meerbuscher Kirchennacht („Alles hat seine Zeit“).
Als die Vorbereitungen für diese Kirchennacht gerade begonnen hatten, fiel mir ein Katalog von Dagmar Vogt in die Hand: Tempus fugit (lat. die Zeit flieht). Ein schöner Zu-Fall: Ich engagierte die Künstlerin sofort.
Dagmar Vogt, Jahrgang 1960, ist Malerin und Bildhauerin (Bildhauerei studierte bei Tony Cragg und Markus Lüpertz). Die Synthese zwischen beiden Disziplinen ist plausibel: Auch in der Malerei ist ihr der Prozess wichtig, sie sagt explizit zu ihrer Arbeit: „Der Kreislauf des Lebens, die Natur und ihr Zyklus sind für mich ewig neue Themen […] Viele Bilder werden immer wieder zerstört“. Ja, wir Künstler zerstören ja eigentlich immer (das makellose Papier, die weiße Leinwand, die pralle Farbtube usw.) – und dies unbedingt im Sinne der Transformation, fernab der stumpfen, wütenden Verwüstung. Solches Erneuern, Aufbauen auf vorhandenen Spuren betont Dagmar Vogt immer wieder dann, wenn schichtet, kratzt, entschichtet (ja, die Bilder kommen manchmal auch unter die Dusche!) oder auf der Malerei „herumtrampelt“, heißt, das Prozesshafte wird auch durch den Einsatz körperlicher Kräfte hervorgehoben. Hier geht es nicht ums Abbilden – auch wenn mitunter gegenständliche Elemente in ihren Bildern vorkommen –; vielmehr scheinen die Bilder die Zeit einzuschließen wie ein Bernstein seine Inklusen. „Es dauert“, so die Künstlerin folgerichtig, „oft sehr lange, bis ich mit einem Bild zufrieden bin.“
Tempus fugit, Werden und Vergehen, Blühen und Welken: ein Thema, das für die Künstlerin zum Leben gehört, das sie immer wieder aufnimmt. Man glaubt es ihr sofort, mag die Wortfolge allerdings lieber noch umdrehen und sagen: Vergehen und Werden, Welken und Blühen. So wie die Künstlerin ihrem Leben selbst eine Wendung verpasst hat: unter anderem gab sie Ihren Beruf als Lehrerin nach fast 20 Jahren auf, um die Kunst richtig zum „Blühen“ bringen zu können. Das Motto der Kirchennacht lebt sie also selbst: Alles hat seine Zeit. „Manchmal,“ so die Künstlerin, „schimmern alte Themen durch neue Bilder hindurch.“ Schöner kann man kaum ausdrücken, wie man Zeit erlebt.
Dagmar Vogt wohnt in Herdecke und hat ihr Atelier in Wuppertal-Beyenburg.

Homepage Dagmar Vogt




Marlies Blauth







Fotos: oben Andreas Blauth, alle anderen Dagmar Vogt