Donnerstag, 7. Dezember 2017

Einführungsrede von Eva M. Töpfer – zu Birgit Mölle-Weber







Integration. Birgit Mölle-Weber/ Foto-Pingere





Transformation

Ausstellung von Birgit Mölle-Weber

Bevor ich auf die hier gezeigten Werke von Birgit kurz eingehe, möchte ich Ihnen  die vielseitige Künstlerpersönlichkeit, die sich in den Werken widerspiegelt, etwas näher bringen.
Birgit Mölle-Weber hat ihre Ausstellung „Transformation“ genannt. Dieses Thema liegt ihr sehr am Herzen. Transformation ist Wandlung, Umformung, das ewige Sein und Werden. Manche befassen sich bewusst mit diesem Thema, wie Birgit, andere werden verwandelt, ohne dass dieser Entwicklungsprozess in ihr Bewusstsein dringt. Unser gesamtes Leben lang befinden wir uns in Wandlung, und alles, was lebendig ist, mit uns. Aber diese Transformation geschieht nicht irgendwann in der Zukunft, sondern in jedem Moment gelebter Gegenwart.
Wie kommt die Künstlerin nun zu ihren Motiven? Sie sagt: Ich suche nicht, ich finde. Damit will sie andeuten, dass sie ihre Motive nicht inszeniert, sondern in der Natur findet und sie mit dem Fotoapparat in ihrem augenblicklichen So-Sein ablichtet. Der besondere Moment wird festgehalten und verewigt. Fotografie ist für sie keine Dokumentation im eigentlichen Sinne, sondern eher die Entdeckung eines magischen Augenblicks, wenn ihre Aufmerksamkeit sich von den Motiven angezogen fühlt, ihre Seele berührt wird. Die bewusste Handlung ist dann das Drücken des Auslösers, und wenn es glückt, kann der Betrachter diesen besonderen, eingefangenen Moment in ihren Werken miterleben.  Sie sucht auch nicht nach Inspiration, sondern die Inspiration findet sie eigentlich überall, weil sie bereit und offen ist für neue Eindrücke.  Es ist diese Offenheit und ein Wach-Sein für eine spezielle Sicht auf die Welt, die spirituelle, kreative Menschen auszeichnet, wenn das göttliche Fünkchen ihre Seele berührt.
Nun zu ihren Werken.
Die Fotografien, die sie hier zeigt, befassen sich mit dem sich bewegenden Spiel des Lichtes auf einer metallischen Oberfläche. Die Materialität wird umgewandelt in farbige Grautöne, nicht zu fassende feine Strukturierungen und den Widerschein von Helligkeit und Dunkelheit. Diese fast immateriellen, transparent erscheinenden Oberflächen werden von Linien durchzogen, die sich ins Unendliche verlieren. Oberfläche und Linie assoziieren Bewegung und Festigkeit. Das Kreuz der Linien auf manchen Fotografien lässt an das Kreuz im christlichen Kontext denken, was auch für Birgits eigene Transformation wichtig ist und die sie daher bewusst betont.
In den Foto-Pingere-Arbeiten kombiniert die Künstlerin Schwarz-Weiß-Fotos, die sie auf Leinwand druckt, mit Malerei. Auch hier geschieht eine Verwandlung, aber auf eine gänzlich andere Weise. Als Transformation bezeichnet man es auch, wenn von Menschenhand geschaffene Veränderungen in der Landschaft durch die Natur wieder rückverwandelt werden, was Birgit mit ihren Foto-Pingere Arbeiten aufzeigt.
Fotografie und Malerei sind für sie zwei verschiedene Sprachen, die durch die Kombination in den von ihr Foto-Pingere genannten Arbeiten zu einer Einheit im Ausdruck werden.
Während die Fotografie das abbildet, was sie so, auf diese Weise, gesehen hat, legt sie in den Foto-Pingere Arbeiten ergänzend Hand an und gestaltet das Werk nach ihren Vorstellungen neu. Dadurch bekommt das Werk eine völlig neue Übersetzung der Bildsprachen, die bestimmte Aspekte des Bildes, die der Künstlerin wichtig sind, besonders betont und integriert. Hier ist ihr wichtig, die Rückeroberung durch die Natur, den langsamen Verwandlungsprozess, durch ihren künstlerischen Eingriff bewusst zu machen. Der Kontrast zwischen von Menschen geschaffenen Bauwerken als in Zeit und Raum begrenzten Eingriff in die Natur und dem ewigen göttlichen Wirken der Verwandlung, wird direkt sichtbar und bleibt trotzdem ein Geheimnis.
Es heißt: Kunst entsteht im Auge des Betrachters. Ich sage: Im Idealfall berührt Kunst das Herz und nimmt den ganzen Menschen für sich ein, verwandelt sein Denken und Fühlen.
Ich habe bewusst auf die Aufzählung von Werdegang und Ausstellungen verzichtet und mich auf das beschränkt, was Sie nicht in der Vita nachschlagen können.
Ich wünsche Ihnen ein erbauliches Seherlebnis.